Harpos langer Weg zum "Moviestar"
Ein lustiger, stets zu Streichen aufgelegter Bursche ist Harpo (25) aus Schweden. Mit einem Spazierstöckchen in der Hand kam er in die BRAVO-Redaktion., um über sich zu erzählen. Hier erfahrt ihr verblüffende Dinge über den neuen Star aus Stockholm ...
Als sei er gerade von einer Wanderung durch die bayerischen Berge gekommen, taucht Harpo in der Redaktion auf. Mit einem Anruf hat er sich angemeldet: "Ich bin gerade in München. Darf ich einmal vorbeischauen?" Jetzt sitzt er mir gegenüber. Blonde, leicht gelockte Haare, grüne Augen, einen langen Wollschal um den Hals und in der Hand einen Spazierstock mit einer Fahrradklingel am Griff. "Ich war gerade in Fußgängerzone. Immer wenn ich bimmelte, sprangen die Leute entsetzt zur Seite, weil sie glaubten, ein Radfahrer sei hinter ihnen."
Harpo liebt Streiche dieser Art. Schon in der Schule war er dafür berühmt berüchtigt. Bei ihm kam kein Lehrer ungeschoren davon - bis Harpos Talent entdeckt wurde und er sich bei Schulfeiern austoben durfte. "Ich war gerade zwölf Jahre alt, als mein erstes Theaterstück "Die Reise von Stockholm nach Hiroshima" aufgeführt wurde. Das war ein echtes Happening mit Lichteffekten, Rauchbomben und Tanzeinlagen."
Mit 16 verließ Harpo die Schule und nahm drei Jahre lang Schauspielunterricht. Gerade 19, war er schon soweit, dass er andere Schüler unterrichten durfte. "Dadurch lernte ich auch meine Frau Anna kennen. Sie war eine meiner Schülerinnen.
Aber Harpo hielt es nicht bei der Schauspielerei. "Ich war es leid, jeden Abend in eine andere Rolle zu schlüpfen. Ich wollte mich selbst darstellen. Darum begann ich, Musik zu machen." Kaum konnte Jan Svensson – wie richtig heißt – Gitarre spielen, gründete er eine eigne Theatergruppe. "Mit ihr trat ich zunächst in den Straßen von Stockholm auf, später zogen wir durch Schweden und spielten auf Jahrmärkten", erzählt er. "Weil wir kein Geld für Plakate hatten, machte ich es wie die alten Zirkusdirektoren. Mit einem Mikrofon und einem alten Lautsprecher stand ich auf den Marktplätzen und kündigte so unsere verschiedenen Veranstaltungen an."
An diese Zeit erinnert sich Harpo auch in seinem Song "Moviestar". – "In der Truppe war auch ein Typ, der James Dean nacheiferte und stundenlang vor dem Spiegel dessen Gebärden einübte. Über ihn habe ich dieses Lied geschrieben."
Harpo trampte allein quer durch Europa, verdiente sich Geld als Straßensänger – so auch in Hamburg. "Dort sammelte ich an Nachmittag auf der Mönckebergstraße 250 Mark. Das reichte damals für zwei Wochen." Und einer Tramp-Fahrt verdankt Harpo auch sein Glück in den Hitparaden. "Ich kaufte mir in Stockholm immer die englischen Musikzeitungen. Dadurch erfuhr ich von einem Slade-Konzert im Londoner Wembleypool. Als begeisterter Slade-Fan wollte ich unbedingt dabei sein. Also trampte ich los."
Am Tag nach dem Konzert dachte sich Harpo: "Wenn ich schon hier bin, kann ich auch versuchen, einen Plattenvertrag zu bekommen. Zunächst versuchte ich es bei der Firma von David Cassidy, aber die waren nicht interessiert. In derselben Straße hatte auch die Firma von Suzi Quatro ihr Büro. Ich wusste das allerdings nicht, sah nur das Firmenschild. Da stoppte vor dem Haus ein Rolls-Roys. Ich fragte den Mann, der ausstieg, ob hier eine Plattenfirma sei."
Der Rolls-Roys-Fahrer meinte: ja, es sei seine eigene. Es war Mickie Most, der Entdecker von Suzi Quatro. "Noch auf der Straße sang ich ihm einige meiner selbstkomponierten Songs vor. Most war interessiert, nahm mich mit ins Studio und ließ mich auf Band singen. Allerdings gab er mir nur einen Vertrag als Komponist. An meine Talente als Sänger glaubte er nicht."
Aber immerhin konnte Harpo diesen Vertrag in Schweden vorzeigen. "Dadurch bekam ich auch einen Plattenvertrag. Damit hatte ich alle Hürden geschafft und konnte meinen selbstkomponierten "Moviestar" aufnehmen.