BiographieMit "Moviestar" eroberte er die Welt, ...

Harpo eroberte mit "Moviestar" die Welt ...

Mit "Moviestar" eroberte er die Welt, heute lebt der Pop-Star von damals in Süd-Schweden und züchtet teuere Pferde. Der halbseitig erblindete Sänger in einem Gespräch über seine glückliche Ehe & Farmarbeit.

Von Raimund Wagner (Copyright der Fotos: dpa und face to face)

 

Harpo mit Stock

Mit seinem „Moviestar“ eroberte Harpo 1976 die Pop-Welt, 31 Wochen war der fröhliche Sommer-Song in den Hitparaden. Heute lebt Jan Torsten Svensson (58) wie er richtig heißt, in Süd-Schweden und züchtet teure Pferde. Seine Lieder (u.a. „Horoscope“, „Motorcylce Mama“) haben ihn reich gemacht. 1980 hatte Harpo einen Reitunfall. Sein Lieblingspferd „Starter“ sollte damals erstmals einen Sulky ziehen. Das Pferd scheute, Harpo fiel zu Boden und wurde von einem Huf getroffen. Der Sänger ist seitdem auf dem rechten Auge blind und musste mehrfach operiert werden.

Sie müssen wieder unter‘s Messer. Das hängt mit dem Unfall zusammen. Im September bekomme ich ein neues Knie und muss ein Vierteljahr pausieren.

Sie sind stolzer Farmer. Ja, ich sitze auf dem Traktor, wende das Heu und was sonst so getan werden muss. Und wir haben derzeit 16 Trabrennpferde.

Die Namen Ihrer Pferde sollen alle mit „Harpo“ beginnen... Stimmt, die Namen meiner Pferde beginnen immer mit Harpo“. Mein bestes Pferd ist „Harpo’s King of Pop“. Dann gibt’s noch „Harpo’s Horoscope“ oder „Harpo’s Moviestar“ beispielsweise. „Harpo’s King of Pop“ läuft bald bei einem großen Rennen. Das wird auch im Fernsehen übertragen. Er ist auch schon in Frankreich gelaufen.

Sie malen auch. Im Juni habe ich eine Ausstellung in Schweden. Dann möglicherweise im September in Hamburg. Vielleicht später sogar in Manhattan.

Wussten Sie eigentlich, dass Ihr Namens-Vorbild Harpo Marx auch malte? Mein Vater erzählte mir das mal. Er sagte: „Ich habe in einem Buch gelesen, dass Harpo Marx auch gemalt hat.

Vom Popleben auf die Farm

Wo entstehen Ihre Gemälde? Wissen Sie, ich habe ein Atelier auf meiner Farm. Wenn ich mal eine Stunde Pause habe, male ich. Gleichzeitig schreibe ich Songs. Ich sitze an der Gitarre, dann male ich wieder ein bisschen, dann zupfe ich wieder auf der Gitarre herum. Sehr schön. Ich würde sagen, ich male drei bis vier Tage pro Woche. Mindestens.

Harpo 2005 bei einem Live Auftritt

Und wie wär’s mit einer Ausstellung im Internet? Wir unterhielten uns gerade darüber. Mein Vater ist Maler, er hatte natürlich schon sehr viele Ausstellungen. Und er hat eine Bildergalerie im Internet. Wir sprachen darüber, ob wir das auch mit meinen Bildern tun könnten.

Kennt man die Bilder Ihres Vaters in Schweden? Ja. Im November erscheint ein Kinderbuch über die Geschichte des Elefanten Chico Morando. Ich habe die Geschichte geschrieben, mein Vater hat die Illustrationen gemacht. Wir werden noch drei weitere Bücher über diesen Elefanten Chico Morando zusammen machen. Mal sehen, wie das ankommt.

Geht das alles bei dem Stress auf der Farm? Das geht, obwohl viel zu tun ist. Wir haben auch Schafe. Gerade sind die ersten Lämmer geboren worden. Bis April rechnen wir mit etwa 55.

Ich bin ein ziemlich guter Geburtshelfer"

Was ist das Besondere an Schafen? Sie sind Individualisten. Man kann genau beobachten, wie schnell sie lernen. Macht man ihnen etwas vor, machen sie es sofort nach. Schafe sind wunderbare Tiere. Wir begannen mit fünf Schafen, weil sie ganz einfach praktisch sind. Sie fressen das, was die Pferde nicht mögen. Auf den Wiesen ergänzen sich Schafe sehr gut mit Pferden.

Harpo 2005 Live Auftritt

Helfen Sie bei den vielen Geburten mit? Es kann passieren, dass ein Lamm im Geburtsgang stecken bleibt. In einem Fall hatte das Mutterschaf Probleme, ich half mit der Hand nach. Ich bin ein ziemlich guter Geburtshelfer.

1977 waren Sie mal wegen Kriegsdienstverweigerung vier Wochen im Gefängnis. Stimmt.

Hat Ihnen das in der schwedischen Bevölkerung Sympathien oder eher das Gegenteil eingebracht? Das kann ich nicht so genau sagen. Es war möglicherweise gleichmäßig verteilt. Ich war aber dann doch noch in der Armee und kam zum musikalischen Bereich. Ich ging ins Gefängnis, weil ich nicht zur Armee wollte, und dann lebe ich genau das Gegenteil. Ich bin Leutnant der schwedischen Armee. Das schwedische System unterscheidet sich vom deutschen. Wir nennen das Unterhaltungsarmee. Es gibt Soldaten, die für die Unterhaltung zuständig sind.

Das Patentrezept für die Liebe

Sie sprechen gut deutsch... Das lernte ich mit 15 in der Schule. Ich hatte die beste Note. Mit 16 Jahren reiste ich mit meiner Gitarre per Anhalter nach Hamburg, spielte als Straßenmusiker in der Mönckebergstraße oder vor Hagenbecks Tierpark.

Sind Sie noch oft hier? Manchmal fahre ich mit meiner Frau an die Weinstraße in Urlaub. Wir gehen gerne in kleine Dörfer, essen gut, trinken Wein, genießen das.

Harpo 2005 Live Auftritt

Mit Anna-Karina sind Sie seit fast 30 Jahren verheiratet. Haben Sie dafür ein Patentrezept? Das Geheimnis ist, dass wir uns immer noch lieben. Seit wir uns das erste Mal gesehen haben, lieben wir uns. Und es funktioniert nach wie vor sehr gut. Die Menschen glauben nicht an Glück, was sehr schade ist. Ich glaube, man muss aufgeschlossen aufeinander zugehen. Zärtlich und aufgeschlossen. Es ist Liebe. Und Liebe kann man nicht erklären. Ich habe sehr großes Glück mit meiner Frau, sie ist ein sehr, sehr liebenswerter, ein wunderbarer Mensch.

Sie sind sehr oft auf Tournee und Ihre Frau bleibt dann zuhause? Ja. Immer. Das ist auch sehr gut. Manchmal begleitet sie uns, aber sie geht nie zu meinen Shows. Vielleicht ist das auch von Vorteil. Ich lebe zwei unterschiedliche Leben. Ich bin auf der Bühne, ich gehe zu Shows, trete im Fernsehen auf, und das ist ein ganz anderes Umfeld. Zuhause lebe ich anders. Ich denke, das ist auch vorteilhaft für eine Ehe. Die Tournee ist sehr anstrengend, man muss sich sehr konzentrieren auf die Arbeit, und das könnte die Ehe belasten. Ich habe das bei Freunden gesehen, die ihre Frauen bei der Tournee dabei hatten.

Zusammenarbeit mit Abba

Zu Ihren Hits: Bei „Moviestar“ und „Horoscope“ hatten Sie eine berühmte Chor-Sängerin. Ja, Frida von Abba. In den 70ern gab es diesen sehr kleinen Zirkel von schwedischen Musikern. Wir waren wie eine Familie.

Harpo 2005 Live Auftritt

Aber Sie schrieben niemals einen Song für Abba – nicht einmal eine klitzekleine B-Seite? Nein. Sie waren daran nicht interessiert. 1972, bevor Benni und Björn Abba gründeten, wollten sie mich produzieren. Durch sie lernte ich auch meinen besten Freund Ted Gärdestad kennen. Benni und Björn produzierten ihn ebenfalls. Er war sehr bekannt in Schweden. Leider nahm er sich vor zehn Jahren das Leben.

Stimmt es, dass es zwischen Ihnen und Björn und Benni Streit gab wegen einer "Marionette"? Ich spielte immer diese Marionette auf der Bühne. Und schrieb einen Song mit genau diesem Titel: „I´m a marionette“. Benni und Björn schauten sich die Show an. Und dann schrieben sie auch einen Song mit dem Titel "I’m a marionette" Aber richtigen Streit gab’s nicht. Ich hatte nie Probleme mit Benni und Björn. Ich mochte sie sehr.


Aber Lizenzzahlungen bekamen Sie von ihnen auch nicht... Nein.

Ihre nächsten Pläne? Ich bin in Stockholm im Studio, wir nehmen neue Songs auf. Und dann habe ich noch einiges auf meiner Farm zu tun. Gerade jetzt im Frühling.